Artikel Modellprojekte

Festival-Zukunft: Modellprojekte zeigen, wie es gehen kann 

Die COVID-19-Pandemie begleitet uns nun schon seit zwei Festival-Saisons. Sie ist dabei nicht die erste Pandemie der Menschheit und wird auch nicht die letzte sein. Umso wichtiger ist es, nachhaltige und zukunftsfähige Ideen zu entwickeln, unter welchen Voraussetzungen Festivals auch unter Pandemie-Bedingungen stattfinden und vor allem Spaß machen können. Dazu gab es in diesem Festival-Sommer eine Reihe von Modellprojekten, die verschiedene Ansätze im Bereich der Schutz- und Hygienekonzeption erprobt haben. Wir stellen Ihnen heute die aus unserer Sicht erfolgreichsten Möglichkeiten vor.  

Bewährte Hygiene-Maßnahmen 

Schutz- und Hygienekonzepte sind in den letzten Monaten zu einem festen Bestandteil der Festivalplanung und -sicherheit geworden und mittlerweile auch Voraussetzung für die Genehmigung von Festivals und anderen Veranstaltungen. Zu den bisher allgemein anerkannten und durch die Behörden geforderten Hygienemaßnahmen zählen in erster Linie: 

  • Anpassen von Besucherzahlen und Festsetzen einer maximalen Besucherzahl, (un)abhängig von der Größe der Veranstaltungsfläche und den geltenden Infektionsschutzverordnungen 
  • Anpassen der Besucherlenkung und der Wegeführung 
  • Gewährleistung von Mindestabständen zwischen Personen 
  • Planung von Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen 
  • Pflicht zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes 
  • Registrierung und Nachverfolgbarkeit von Besuchern und Teilnehmenden 
  • Überlegungen zu Tests von Besuchern und/oder Teilnehmern 

Die verschiedenen Hygienemaßnahmen ergeben sich aus acht grundlegenden Hygienepfeilern: 

  1. Abstand 
    Größere Entfernung zwischen Virus-Ausscheider*innen und einer anderen Person als die Distanz, die ein Virus (lebend) im entsprechenden Medium zurücklegen kann 
  2. Schutzeinrichtungen 
    Unterbrechen von Übertragungswegen, die ein Virus in einem bestimmten Medium zurücklegen kann 
  3. Trennung 
    Begrenzung von potenziellen Infektionsketten 
  4. Nachverfolgung 
    Ermöglichen des Unterbrechens von Infektionsketten durch Kenntnis der potenziellen und zukünftigen Kontaktpunkte 
  5. Symptom- und Krankheitserkennung (Infektiosität) 
    Ermöglichen des Unterbrechens von Infektionsketten durch das Erkennen von potenziellen Virus-Ausscheider*innen 
  6. Reinigung / Desinfektion / Lüftung 
    Beseitigen oder Abtöten der Viren 
  7. Schulung 
    Sicherstellen der korrekten Umsetzung der angewendeten Maßnahmen 
  8. Ereignisfall-Management 
    Verhinderung einer potenziellen Gefahr durch organisatorische Maßnahmen 

Das bedeutet auch, dass in einem Schutz- und Hygienekonzept ebenfalls festgelegt wird, was im Ereignisfall, bspw. bei der Positivtestung eines Besuchers oder beim Auftreten von Symptomen bei einem Crew-Mitglied, geschehen muss. 

Durch die Kombination verschiedener Hygienemaßnahmen kann dabei das Sicherheitsniveau deutlich erhöht werden. Ab einem gewissen Punkt lässt sich dieses jedoch auch nicht mehr signifikant steigern. 

Bisher waren die oben genannten Maßnahmen in der Regel alle gefordert und hatten einen erheblichen Einfluss auf die Veranstaltungen und das Erlebnis bis hin zur kompletten Absage oder Untersagung. Um herauszufinden, ob dies wirklich notwendig ist, um Ansteckungen zu verhindern, oder ob die gleiche Wirkung auch mit weniger, dafür aber noch gezielteren Maßnahmen erreicht werden kann, gab es verschiedene Modellprojekte. 

Modellprojekte

Bei Modellprojekten werden Festivals und andere Veranstaltungen unter bestimmten Bedingungen, mit klar definierten Konzepten und unter wissenschaftlicher Begleitung durchgeführt. Zunächst wird dafür eine These definiert, die genauer untersucht werden soll, bspw. ob die Durchführung eines Festivals auch ohne Abstand und Mund-Nasen-Schutz möglich ist, ohne höhere Ansteckungsraten zu provozieren, und was dafür notwendig ist. 

Anschließend werden die Maßnahmen festgelegt, die dabei helfen sollen, das Ziel zu erreichen und die These zu überprüfen. 

Die Planung und Umsetzung des Modellprojektes sollte wissenschaftlich begleitet werden, um später qualifizierte Aussagen darüber treffen zu können, ob die festgelegten Maßnahmen die These bestätigt oder widerlegt haben. Nur so kann ein Modellprojekt Aufschluss darüber geben, wie zukünftige Veranstaltungen gestaltet werden können und auf welche Maßnahmen evtl. verzichtet werden kann, ohne ein höheres Ansteckungsrisiko zu schaffen oder eben auch nicht. 

Das Modell der „harten Tür“ für Festivals 

Wir haben ein mehrtägiges Festival begleitet, welches als Modellprojekt fungierte und hierfür das Modell der „harten Tür“ entwickelt. Dabei sollte durch umfassende Testungen bereits vor Betreten des Festivalgeländes sichergestellt werden, dass keine Ansteckungsgefahren mit COVID-19 bestehen. Ziel war es, dadurch auf dem Festivalgelände selbst auf Abstandsregelungen und Mund-Nasen-Schutz verzichten zu können sowie auf eine Begrenzung der Teilnehmerzahl aus Gründen des Infektionsschutzes.  

Die „harte Tür“ funktioniert in drei Schritten: 

1. Die Außengrenze – Zutritt nur mit Nachweisen 

Bevor das Betreten des Festivalgeländes überhaupt möglich ist, müssen alle Besucher ausnahmslos einen Immunisierungsstatus (geimpft, genesen) oder ein negatives Testergebnis (nicht älter als 24 h) nachweisen. 

2. Das Infield – Zutritt nur nach Testung vor Ort 

Vor dem Betreten der eigentlichen Veranstaltungsfläche – dem Infield – wird nun jeder Besucher noch einmal per Schnelltest auf COVID-19 getestet. So kann eine zum Testzeitpunkt mögliche Ansteckungsgefahr ausgeschlossen werden.  

3. Verifikation durch einen PCR-Test 

Zusätzlich zum Schnelltest wir bei jedem Besucher ein Abstrich für einen PCR-Test gemacht. Sollte ein Besucher zwar (noch) nicht infektiös aber dennoch bereits infiziert sein, so wird dies durch den PCR-Test weitgehend abgesichert. Ebenfalls können durch die doppelte Testung falsch-negative Ergebnisse entdeckt und entsprechende Maßnahmen ergriffen werden sowie Effekte durch falsch-positive Ergebnisse noch korrigiert werden. 

Festival – ohne Beschränkungen 

Wer bereits an der Außengrenze des Festival-Geländes positiv getestet wird, dem bleibt der Zutritt verwehrt. Fällt ein PCR-Test nach negativem Schnelltest dennoch positiv aus, muss der Besucher das Festivalgelände wieder verlassen. Es werden vorher definierte Maßnahmen zum Schutz des Infizierten und der Kontaktpersonen ergriffen. Für alle anderen gilt: Festival genießen – ohne Abstand, ohne Maske, ohne Teilnehmerbeschränkung. 

Auswertung

Die Auswertungen der von uns begleiteten Modellprojekte haben nicht ergeben, dass es eine signifikant höhere Ansteckungsrate bei dieser Form der Schutz- und Hygienekonzeption gab als bei der Anwendung der bisherigen Schutzmaßnahmen. Dies zeigt uns, dass Festivals auch unter pandemischen Bedingungen möglich und vor allem mit Hilfe von geeigneten Maßnahmen im Vorfeld auch weitgehend ohne Einschränkungen möglich sind.  

Auch wenn diese Variante einen enormen logistischen und planerischen Aufwand im Vorfeld und eine höchst professionelle und effiziente Umsetzung erfordert, so ermöglicht sie jedoch ein Festival ohne weitere Beschränkungen, insbesondere nicht in der Teilnehmerzahl. So rentiert sich die Umsetzung der Testmaßnahmen ab einer gewissen Anzahl von Besuchern und ermöglicht wieder deutlich höhere Umsätze als bei einer Beschränkung der Besucherzahl.  

Wir beraten Sie gern zum Thema Schutz- und Hygienekonzepte für Ihre Veranstaltung und stehen Ihnen telefonisch unter 030-513008000 oder per E-Mail an mail@groskopf-consulting.de zur Verfügung!